Dienstag, Dezember 11, 2012

Denken, bitte! Jetzt. - Jack Kerouac


Jack Kerouac, 1922 – 1969

Unterwegs, 1955


(Das Finale...) Dean schritt in seinem mottenzerfressenen, abgerissenen Mantel, den er extra wegen der Unter-Null-Temperaturen des Ostens mitgebracht hatte, allein davon, und ich sah nur noch, wie er um die Ecke der Seventh Avenue ging. Die arme, kleine Laura, mein Baby, der ich alles über Dean erzählt hatte, begann fast zu weinen.
"Oh, wir sollten ihn nicht so gehen lassen. Was werden wir machen?"
Der gute alte Dean ist fortgegangen, dachte ich, und laut sagte ich: "Er wird's schon machen." Und wir fuhren los zu dem traurigen Konzert, für das ich absolut nicht in Stimmung war, und die ganze Zeit dachte ich an Dean und dass er wieder den Zug bestieg und fünftausend Kilometer durch dies schreckliche land fuhr und nicht einmal wusste, warum er überhaupt gekommen war, außer um mich zu sehen.
Deshalb, wenn die Sonne in Amerika untergeht und ich auf dem alten verwitterten Flußdamm sitze und die weiten, weiten Himmel über New Jersey betrachte und all das rauhe Land spüre, das in einem unglaublichen, riesenhaften Wulst der Westküste zurollt, und die Straße spüre, die dorthin führt, und all die Menschen, die in dem Riesenraum träumen, und weiß, dass jetzt in Iowa die Kinder schreien, in diesem land, wo man die Kinder schreien lässt, und dass heute Nacht die Sterne scheinen werden; und weißt du nicht, dass Gott der Polarstern ist, dass der Abendstern sich neigen und sein funkelndes Halblicht auf die Prärie werfen muss, bevor noch vollkommene Nacht die Erde segnet, alle Flüsse verdunkelt, die Gipfel verhüllt und die letzte Küste zusammenfaltet, und niemand, niemand weiß, was einem beschieden ist, außer dern trostlosen Feten des Alterns: dann denke ich an Dean Moriarty, ich denke sogar an den alten Dean Moriarty, den Vater, den wir niemals fanden - ich denke an Dean Moriarty.

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