Mittwoch, März 08, 2006

Der Kampf gegen die Dummheit.....

Es gab da mal eine Zeit, als eine große Wochenzeitschrift in ihrer Eigenwerbung mit dem Slogan warb "DER KAMPF GEGEN DIE DUMMHEIT HAT GERADE ERST BEGONNEN". Für alle Betroffenen sicher keine angenehme Vorstellung, künftig auf den Seiten einer Hamburger Feuilleton-Großmacht zu dem meist gesuchten Persönlichkeiten zu gehören. Doch was geschah? Der Markt drehte sich und das Marketing mitihr. Ergebnis: An die Stelle des Kampfes gegen die Dummheit trat irgendein anderer, x-beliebiger Slogan und das Häuflein der aufrechten Klugen stand wieder, wie zuvor, auf verlorenem Posten. Da war die die Gründung der C.I.A., der Centralen Intelligenz Agentur einiger versprengter Publizisten zwar ein wohltuendes Intermezzo, aber eben nur ein Intermezzo, das seine himmelstürmende Massenwirksamkeit nie erreichte. Wohl auch deshalb, weil Intelligenz die Sache weniger ist und vielleicht sogar bleiben muss? Je nachdem, ob man sich selbst zu den eher Dümmeren der Gesellschaft (keineswegs gleichzusetzen mit den Verlierern oder Gehandicapten) oder mehr zu den Klügeren (keineswegs gleichzusetzen mit den Gelehrten oder Gewählten)rechnet, kann man versuchen diese Frage zu beantworten oder eben auch nicht. Grundsätzlich ist der Kampf gegen die Dummheit ja schon lange kein Thema, das die Massen auf die Straßen triebe. Eher duldet man die Phänomene der Dummheit, staunt über sie und wundert sich. Immer natürlich dabei hoffend, man gehöre nicht zu den Betroffenen. Obwohl, sicher sein kann man sich darüber nicht. Dazu sollte ein jeder denn doch zu klug sein, sich einer solch fahrlässigen Vermutung zu überlassen.
Wie dem auch sei: Dummheit schützt nicht vor Erfolg, Aufstieg und Ansehen, Klugheit bewahrt nicht vor deren schrecklichen Gegenteil. Da aber ja allgemein der Kampf scheint aufgegeben worden zu sein, bleiben die Kriterien, nach denen sie sich konstatieren ließe, nach wie vor unklar, diffus, ja obskur. So obskur, dass einzig im Witz, im Scherz, derb oder sacht, im Sketch oder der Satire die Jagd auf die Dummheit und ihre Ursachen weitergehen kann. So halten uns also wieder, wie in früheren Jahrhunderten schon, die Narren den Spiegel vor, lassen die Narrenschelle klingen und setzen uns ihre Kappe auf. Nur früher, als das Wünschen klug zu sein, noch geholfen haben mag,war der Fürst als Arbeitgeber des Hofnarren immerhin noch oder schon klug genug, zu wissen, dass man sich eines Narren bedienen müsse, um die Wahrheit über den Zustand der Welt und die Denkweise der Menschen in ihr zu erfahren. Denn alle anderen sind ja zu klug, um ständig die Wahrheit zu sagen. Das käme ja womöglich dem Kampf gegen die Dummheit, dem KAMPF vor allem wieder sehr nahe, und dem geht der Kluge, weil er ja beständig nachgibt, gerne aus dem Weg. So dass also am Ende der Dümmere kampflos siegt und glücklich seiner Wege ziehen kann.
Der Klügere aber bleibt heil an Leib und Gliedern, aber geschlagen an Geist und Seele zurück, leckt seine Wunden und bleibt der miesepetrige Schlaumeier, als den ihn seine dummen Widersacher schon immer entlarvt hatten. Was bleibt? Unter Schnee zusammenbrechende Bauten und Strommasten, Reformen, die die Kosten in die Höhe treiben, statt sie zu senken, Schreiberlinge, die ihre Muttersprache nicht beherrschen, Politiker, die nichts von der Lohn- und Einkommenssteuer wissen - die Liste der Belege könnte lang sein, wenn es sie nicht weniger lustig als lästig wäre. Dabei ist nur die Dummheit unter Umständen ein Spaß, ihre Folgen dagegen meist überhaupt nicht. Aber dies weiß der Kluge, meidet die Gesellschaft der Dummen und ist deshalb zwar einsam, aber stets selbst gewiß, dass er mit seiner Klugheit in guter Gesellschaft ist: Wenn nicht nur der eigenen, dann vielleicht noch mit maximal zwei, drei anderen, deren Handynummern man bewacht wie Fort Knox.
Der Kampf gegen die Dummheit hat noch gar nicht begonnen. Das war der dumme Fehler des Werbeslogans. Wer etwas Anderes erwartet hatte, ist der wahrhaft Dumme. Also was bleibt? Weitermachen, was sonst. Dumme Sache, das.