Samstag, April 14, 2012

Dedication VII To whom it may concern

Bertolt Brecht:
"Der Zweifler"

Immer wenn uns
Die Antwort auf eine Frage gefunden schien
Löste einer von uns an der Wand die Schnur der alten
Aufgerollten chinesischen Leinwand, so daß sie herabfiele und
Sichtbar wurde der Mann auf der Bank, der
So sehr zweifelte.

Ich, sagte er uns
Bin der Zweifler, ich zweifle, ob
Die Arbeit gelungen ist, die eure Tage verschlungen hat.
Ob, was ihr gesagt, auch schlechter gesagt, noch für einige Wert hätte.
Ob ihr es aber gut gesagt und euch nicht etwa
Auf die Wahrheit verlassen habt dessen, was ihr gesagt habt.
Ob es nicht vieldeutig ist, für jeden möglichen Irrtum
Tragt ihr die Schuld. Es kann auch eindeutig sein
Und den Widerspruch aus den Dingen entfernen; ist es zu eindeutig?

Freitag, April 13, 2012

Dedication VI To whom it may concern

Copyright Sony
Entertainment
                        Leonard Cohen "Going Home", 2012  

I love to speak with Leonard
He’s a sportsman and a shepherd
He’s a lazy bastard
Living in a suit

But he does say what I tell him
Even though it isn’t welcome
He just doesn't have the freedom
To refuse

Montag, April 09, 2012

Gelesen, verstanden, notiert 4


Aus dem Zusammenhang gerissen...

aus: Günter Grass – Nicht ganz dicht, aber ein Dichter von Henryk Broder

In Die Welt 4.4.2012
Der unbefangene Leser könnte auf die Idee kommen, Grass wolle endlich erklären, warum er sein Gastspiel bei der Waffen-SS so lange verschwiegen hat. Aber dem ist nicht so. Über diese Phase seines Lebens ist der dichtende Moralist längst hinaus. Diesmal geht es ihm um mehr, um das nackte Überleben:

Fragen zum ganz gewöhnlichen Leben 4


Abschiede

1. Wie erklären Sie den Begriff, den Vorgang, das Phänomen Abschied?
2. Ist ein Abschied eher eine vorläufige Angelegenheit 
     oder immer etwas Endgültiges?
3. Gibt es gute und schlechte Abschiede?
4. Kann man das Abschied nehmen lernen oder üben?

Dedication VII To whom it may concern

Bertold Brecht:  "Der Zweifler" Immer wenn uns Die Antwort auf eine Frage gefunden schien Löste einer von uns an der Wand die Schnur der alten Aufgerollten chinesischen Leinwand, so daß sie herabfiele und Sichtbar wurde der Mann auf der Bank, der So sehr zweifelte. Ich, sagte er uns Bin der Zweifler, ich zweifle, ob Die Arbeit gelungen ist, die eure Tage verschlungen hat. Ob, was ihr gesagt, auch schlechter gesagt, noch für einige Wert hätte. Ob ihr es aber gut gesagt und euch nicht etwa Auf die Wahrheit verlassen habt dessen, was ihr gesagt habt. Ob es nicht vieldeutig ist, für jeden möglichen Irrtum Tragt ihr die Schuld. Es kann auch eindeutig sein Und den Widerspruch aus den Dingen entfernen; ist es zu eindeutig? Dann ist es unbrauchbar, was ihr sagt. Euer Ding ist dann leblos Seid ihr wirklich im Fluß des Geschehens? Einverstanden mit Allem, was wird? Werdet ihr noch? Wer seid ihr? Zu wem Sprecht ihr? Wem nützt es, was ihr da sagt? Und nebenbei: Läßt es auch nüchtern? Ist es am Morgen zu lesen? Ist es auch angeknüpft an vorhandenes? Sind die Sätze, die Vor euch gesagt sind, benutzt, wenigstens widerlegt? Ist alles belegbar? Durch Erfahrung? Durch welche? Aber vor allem Immer wieder vor allem anderen: Wie handelt man Wenn man euch glaubt, was ihr sagt? Vor allem: Wie handelt man? Nachdenklich betrachteten wir mit Neugier den zweifelnden Blauen Mann auf der Leinwand, sahen uns an und Begannen von vorne.