Aus dem Zusammenhang gerissen...
aus: Günter Grass – Nicht ganz dicht, aber ein Dichter von Henryk Broder
In
Die Welt 4.4.2012
… Der
unbefangene Leser könnte auf die Idee kommen, Grass wolle endlich
erklären, warum er sein Gastspiel bei der Waffen-SS so lange
verschwiegen hat. Aber dem ist nicht so. Über diese Phase seines
Lebens ist der dichtende Moralist längst hinaus. Diesmal geht es ihm
um mehr, um das nackte Überleben:
"Warum
schweige ich, verschweige zu lange, was offensichtlich ist und in
Planspielen geübt wurde, an deren Ende als Überlebende wir
allenfalls Fußnoten sind."
Grass
bricht sein Schweigen, weil er nicht noch einmal mitschuldig werden
möchte, weil er "der Heuchelei des Westens überdrüssig"
ist und hofft, man möge sich vom erzwungenen Schweigen befreien, den
Verursacher der Gefahr zum Verzicht auf Gewalt auffordern und darauf
bestehen, dass eine unbehinderte und permanente Kontrolle des
israelischen atomaren Potenzials und der iranischen Atomanlagen durch
eine internationale Instanz von den Regierungen beider Länder
zugelassen wird. …
Grass
hatte schon immer ein Problem mit Juden, aber so deutlich wie in
diesem "Gedicht" hat er es noch nie artikuliert. In einem
Interview mit "Spiegel Online" im Oktober 2001 sagte er,
wie er sich die Lösung der Palästina-Frage vorstellt: "Israel
muss nicht nur besetzte Gebiete räumen. Auch die Besitznahme
palästinensischen Bodens und seine israelische Besiedlung ist eine
kriminelle Handlung. Das muss nicht nur aufhören, sondern rückgängig
gemacht werden. Sonst kehrt dort kein Frieden ein."
aus: Es musste gesagt werden ein Debattenbeitrag von Jakob Augstein
In
Spon 6.4.2012
Ein
großes Gedicht ist das nicht. Und eine brillante politische Analyse
ist es auch nicht. Aber die knappen Zeilen, die Günter
Grass unter
der Überschrift "Was
gesagt werden
muss" veröffentlicht
hat, werden einmal zu seinen wirkmächtigsten Worten zählen. Sie
bezeichnen eine Zäsur. Es ist dieser eine Satz, hinter den wir
künftig nicht mehr zurückkommen: "Die
Atommacht Israelgefährdet
den ohnehin brüchigen Weltfrieden." Dieser Satz hat einen
Aufschrei ausgelöst. Weil er richtig ist. Und weil ein Deutscher ihn
sagt, ein Schriftsteller, ein Nobelpreisträger, weil Günter Grass
ihn sagt. Darin liegt ein Einschnitt. Dafür muss man Grass danken.
Er hat es auf sich genommen, diesen Satz für uns alle auszusprechen.
Ein überfälliges Gespräch hat begonnen.
Es
ist ein Krieg, der die Welt in den Abgrund stürzen kann. Wenn ein
Deutscher davon spricht, muss so ein Gespräch auch von Deutschland
handeln, und von der deutschen Verantwortung. Es gibt da
Gesetzmäßigkeiten. Grass wusste, dass man ihn als Antisemit
beschimpfen würde. Das ist das geläufige Risiko eines deutschen
Israel-Kritikers. "Politisch korrektenAntisemitismus"
hat ihm auch gleich Mathias
Döpfner vorgeworfen,
Chef des Springer Verlags, der sich im Besitz der Deutungshoheit über
das deutsch-israelische Verhältnis wähnt. Und auch, dass man ihm
gleich einen Platz im Reha-Zentrum deutsche Geschichte zuweisen
würde, Abteilung Walser, Flur für geriatrische Flakhelfer, auch
damit musste Grass rechnen.
Aber
Grass ist weder Antisemit noch ein deutscher Geschichtszombie. Grass
ist Realist. Er prangert das nukleare Potential Israels an, das
"keiner Prüfung zugänglich ist". Er beklagt die deutsche
Rüstungspolitik, die ein weiteres nuklearwaffenfähiges U-Boot nach
Israel liefert. Und er wendet sich voll Überdruss von der "Heuchelei
des Westens" ab, die - das muss er gar nicht ausführen - seit
jeher Richtschnur unseres Handelns im Nahen Osten ist, von Algerien
bis Afghanistan.
Helmut
Schmidt hat
dazu gesagt, für Israels Sicherheit mitverantwortlich zu sein, sei
eine "gefühlsmäßig verständliche, aber törichte Auffassung,
die sehr ernsthafte Konsequenzen haben könnte." Wenn es zum
Krieg zwischen Israel und Iran käme, "dann hätten nach dieser
Auffassung die deutschen Soldaten mitzukämpfen". Die Israelis
halten Deutschland seitdem neben den USA für das einzige Land, auf
das sie sich verlassen können.
aus Hart,
aber fair. Das, was wir tun, tun wir, weil es ein Teil unserer Natur
ist
von
Marc Felix Serrao in SZ magazin 11.2012
Es
gibt Männer, die kotzen beim ersten Mal vor Aufregung. Andere laufen
im letzten Augenblick weg, irgendwo in den Wald hinein, und lassen
sich danach nie wieder blicken. Und es gibt welche, die trotz weicher
Knie weiterkämpfen. Die dürfen, wenn sie später noch können und
wollen, zum nächsten Kampf wiederkommen. So einfach ist das. So
einfach und so fremd. …
Welche
Gruppe verliert, ist allerdings weniger wichtig als die Frage, wie
sie verliert, sagt Mirko. »Wer sich nach der ersten Runde noch mal
neu aufstellt, obwohl er in Unterzahl ist und vielleicht ’ne
gebrochene Nase hat, der hat meinen Respekt.« Es geht nicht um Hass,
ergänzt Adrian: »Es geht darum: Bist du ein Krieger, oder bist du
keiner?«
Krieger. Ehre. Treue. Tapferkeit. Solche aus der Zeit gefallenen Wörter nehmen beide immer wieder in den Mund. Wer weiß, vielleicht ist das am Ende auch ein Faktor, der mit darüber entscheidet, ob ein Mann für diese Form von Gewalt anfällig ist oder nicht: der Wunsch, ernsthaft an einem Bild von Maskulinität festzuhalten, das in der sogenannten Mehrheitsgesellschaft längst verpönt ist. …
Krieger. Ehre. Treue. Tapferkeit. Solche aus der Zeit gefallenen Wörter nehmen beide immer wieder in den Mund. Wer weiß, vielleicht ist das am Ende auch ein Faktor, der mit darüber entscheidet, ob ein Mann für diese Form von Gewalt anfällig ist oder nicht: der Wunsch, ernsthaft an einem Bild von Maskulinität festzuhalten, das in der sogenannten Mehrheitsgesellschaft längst verpönt ist. …
In
der Bar neigt sich das Gespräch dem Ende zu. Auch am Nachbartisch
ist es still geworden. Vier Mädchen um die zwanzig sitzen dort, mit
dezent lackierten Fingernägeln und gebügelten Blusen. Immer wieder
haben sie in den vergangenen Stunden zu Mirko und Adrian
herübergeschaut, halb neugierig, halb irritiert.
Vielleicht haben die jungen Frauen Wörter aufgeschnappt, die in ihren Ohren exotisch klangen. Pratzentraining. Oder Jochbeinbruch. Vielleicht gefällt ihnen die Aura der beiden: die Ausstrahlung von Männern, die so etwas wie die Feuilletondebatten über richtige und falsche Männlichkeit einfach ignorieren.
Mirko sagt, dass ihm eine Therapeutin mal erklärt hat, seine Liebe zur Gewalt sei eine »seelische Abartigkeit«. Er selbst hält sich trotz der Diagnose für einen verantwortungsvollen und sensiblen Menschen. »Ich weiß ganz genau, was richtig und was falsch ist. Und das, was wir tun, ist auf keinen Fall falsch. Nicht für uns.«
Er überlegt kurz, dann lächelt er: »Ihr müsst ja nicht zuschauen.«
Vielleicht haben die jungen Frauen Wörter aufgeschnappt, die in ihren Ohren exotisch klangen. Pratzentraining. Oder Jochbeinbruch. Vielleicht gefällt ihnen die Aura der beiden: die Ausstrahlung von Männern, die so etwas wie die Feuilletondebatten über richtige und falsche Männlichkeit einfach ignorieren.
Mirko sagt, dass ihm eine Therapeutin mal erklärt hat, seine Liebe zur Gewalt sei eine »seelische Abartigkeit«. Er selbst hält sich trotz der Diagnose für einen verantwortungsvollen und sensiblen Menschen. »Ich weiß ganz genau, was richtig und was falsch ist. Und das, was wir tun, ist auf keinen Fall falsch. Nicht für uns.«
Er überlegt kurz, dann lächelt er: »Ihr müsst ja nicht zuschauen.«
aus Schlachtfeld Frau von Marie Schmidt
in Die Zeit 8.3.2012, Nr. 11
in Die Zeit 8.3.2012, Nr. 11
Eines hat der Sache der Frauen in den letzten Jahren auf subtile Art geschadet: die anerzogene Gewohnheit, wenn es Probleme gibt, die Schuld bei sich zu suchen. Es ist beim besten Willen nicht zu übersehen, dass es in Sachen Gleichberechtigung noch sehr viel Anlass gäbe, Streit anzufangen. Aber wie soll man Forderungen stellen, wenn man damit befasst ist, sich zu fragen, ob man dünn und entspannt genug ist? Bekommt man Lust auf Macht, indem man ständig die eigene »Ausstrahlung« überprüft? Wie kann man kämpfen, während man verzagt den eigenen Bauchnabel betrachtet?
Was hat uns bloß so paralysiert?, mag man sich fragen und dabei vielleicht den Fernseher einschalten, wo gerade wieder die einflussreichste Erzählung unserer Zeit über erfolgreiche Weiblichkeit angefangen hat. Sie heißt Germany’s Next Topmodel, es wird die Personality sehr junger Frauen nach der Hurtigkeit bewertet, mit der sie sich den Körpermaßen, Bewegungsabläufen und Vermarktungsstrategien der Modeindustrie anpassen. Die das nicht so gut können, fliegen raus. Das Leistungsideal, das dort repräsentiert wird, ist im Laufe der sieben Jahre, die das Casting läuft, derart prägend gewesen, dass immer öfter Frauen berichten, sie hätten in der Nacht vor einem durchaus ernst zu nehmenden Bewerbungsgespräch ihre akademisch hochgerüsteten Lebensläufe fest umklammert, geträumt, sie müssten im Bikini auf rutschigen Laufstegen vor eine Jury schmieriger Prominenter treten und um ein Foto von sich selbst bitten.
Kurios
klingt das doch, vierzig Jahre nachdem Frauen mit der Parole »Mein
Bauch gehört mir« die Entscheidungen über ihren Körper der
Fremdbestimmung entrissen zu haben glaubten. Und jetzt eine so
grausige Rhetorik aus dem Mund einer 25-Jährigen! Laurie Penny, die
Autorin von Fleischmarkt. Weibliche Körper im Kapitalismus ist eine
britische Bloggerin und Aktivistin. Im Vorwort zu einer Sammlung
ihrer Texte schreibt ihr älterer Kollege Warren Ellis, er mache sich
immer Sorgen, wenn er auf Twitter sehe, dass Penny unterwegs sei.
Unweigerlich sei dann irgendeine Protestaktion im Gange und sie
mittendrin. Ist die Frau auf Krawall gebürstet?
Bestimmt, aber sie übertreibt kein bisschen. Ihre Polemik, das schrill Agitatorische, ist vielleicht die einzige Tonlage, in der sie ihre Wunden zeigen kann, für die sie die gesellschaftlichen Verhältnisse verantwortlich macht. Sie nölt nicht an Befindlichkeiten herum, sie kritisiert herrschende Ideologien. Dass dieser Gestus seit geraumer Zeit als altmodisch und spielverderberisch gilt, spricht dafür, dass er so nötig ist wie nie. Es ist befreiend, Laurie Penny zu lesen, denn der entscheidende Vorteil ihrer »materialistischen Sicht auf Geschlecht und Gesellschaft« ist, dass er vor dem ideologischen Trick schützt, der sich in der Aussage verbirgt: Wenn du Schmerzen hast, befrage dich selbst, entspanne, trainiere, organisiere dein Leben. Du kannst alles haben, du musst es nur wollen. Wie es in der Kampagne für Ausbildungsplätze bei McDonald’s heißt: »Häng dich rein und du bekommst hier deine Chance«.
Bestimmt, aber sie übertreibt kein bisschen. Ihre Polemik, das schrill Agitatorische, ist vielleicht die einzige Tonlage, in der sie ihre Wunden zeigen kann, für die sie die gesellschaftlichen Verhältnisse verantwortlich macht. Sie nölt nicht an Befindlichkeiten herum, sie kritisiert herrschende Ideologien. Dass dieser Gestus seit geraumer Zeit als altmodisch und spielverderberisch gilt, spricht dafür, dass er so nötig ist wie nie. Es ist befreiend, Laurie Penny zu lesen, denn der entscheidende Vorteil ihrer »materialistischen Sicht auf Geschlecht und Gesellschaft« ist, dass er vor dem ideologischen Trick schützt, der sich in der Aussage verbirgt: Wenn du Schmerzen hast, befrage dich selbst, entspanne, trainiere, organisiere dein Leben. Du kannst alles haben, du musst es nur wollen. Wie es in der Kampagne für Ausbildungsplätze bei McDonald’s heißt: »Häng dich rein und du bekommst hier deine Chance«.
Die Angst der Piraten vor dem eigenen Erfolg Von Annett Meiritz
In SPON 3.4.2012
Eine
Zahl schreckt die Parteienlandschaft auf. Seit Meinungsforscher den
Piraten am Dienstag einen Umfragewert
von zwölf Prozent attestierten,
überbieten sich Vertreter etablierter Parteien in Attacken gegen die
Polit-Neulinge. Doch nicht nur die Profis sind
alarmiert.
Paradoxerweise sind es die Piraten ebenfalls.
Denn
auch wenn Umfragen nur eine Momentaufnahme sind und je nach Institut
schwanken - zwölf Prozent an bundesweiter Zustimmung machen ein
Szenario, das vor der Saarland-Wahl undenkbar gewesen wäre,
plötzlich realistisch: Wäre am kommenden Sonntag Bundestagswahl,
säßen die Piraten mit rund 70 Abgeordneten im Bundestag.
"Wir
sind in der breiten Masse angekommen", sagt BundeschefSebastian
Nerz SPIEGEL
ONLINE. Forsa-Chef Manfred Güllner bescheinigt den Piraten, sie
seien eine "Volkspartei im Mini-Format".
Die
Piraten eint bislang nur die Vorstellung davon, wie Politik im
Idealfall aussehen müsste, von einem konkreten Konzept ist man weit
entfernt. "Wir wollen, dass Bürger und Parteimitglieder
maximalen Einfluss auf die Entscheidungen von Piraten haben, die im
Parlament sitzen", erklärt die Berliner Piratin Julia Schramm,
"soweit das im Rahmen eines freien Mandats möglich ist."
Wer
am Ende bei einer Abstimmung die inhaltliche Hoheit hat - der
Abgeordnete, die Basis, die Teilnehmer einer Bürger-Petition - , und
wie man das mit dem Grundgesetz vereinbaren kann, all das sei "noch
nicht klar definiert", fügt sie hinzu. "Wir wissen zu
diesem Zeitpunkt nicht, wie wir damit in der Praxis umgehen werden."
Durch die reale Perspektive eines Bundeserfolgs steige nun der Druck,
schnell zu einer Entscheidung zu kommen. "Deshalb sind die zwölf
Prozent auch ein Ansporn."
Schlecker und Illner: Meine Tage im Fernsehen von Christopher Lauer
In FAZ 1.4.2012
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/pirat-christopher-lauer-schlecker-und-illner-meine-tage-im-fernsehen-11704990.html
Sitzen
ein Pfarrer, ein Ministerpräsident, ein Bundestagsabgeordneter, ein
Landtagsabgeordneter, eine Wirtschaftsverbandsvorsitzende und eine
Moderatorin in einem Fernsehstudio und reden über Schlecker. So
beginnt kein schlechter Witz, das ist deutsche Fernsehrealität. In
der vergangenen Woche fand der Saarland-induzierte Medien-Overkill
zur Piratenpartei statt. Höhepunkt am Donnerstag: Bernd Schlömer in
der „Phoenix“-Runde, Sebastian Nerz bei Beckmann und ich zuerst
bei Maybrit Illner und danach bei Benjamin von Stuckrad-Barre. Wir
als Piraten wollen alles anders machen und sitzen brav wie alle
anderen in Talkshows, die wir früher weder geguckt haben noch gut
fanden. Warum eigentlich? Weil wir der Meinung sind, anders
Worthülsen in die Welt blasen zu können als andere? Weil wir zwar
keine tagesaktuelle Position zu Schlecker haben, aber das schon
irgendwie hinbekommen werden?
….
Das
Thema der Sendung war übrigens der Schuldenstaat. Mir wurde gesagt,
ich solle zu der Forderung der Piraten in Berlin sprechen, der
Deutschen Oper die Mittel zu streichen, um damit die freie Berliner
Kulturszene zu retten. Ich hätte auch etwas über den Haushalt des
Innensenators sagen können und dazu, dass die Polizei im Winter die
Berliner Stadtreinigung beauftragen muss, bei Staatsbesuchen den
Schnee zu räumen, dass hier also am falschen Ende gespart wird. Wir
hätten über Bürgerhaushalte reden können, wie es sie in Solingen,
Berlin-Lichtenberg und Münster gibt, wo gemeinschaftlich gespart
wird, und dass in dem Moment, wo Bürgerinnen und Bürger entscheiden
können, auch die Bereitschaft da ist, es zu tun. Die einzig
sinnvolle Variante wäre für mich wahrscheinlich gewesen, direkt zu
Anfang einen Kinski zu pullen und nach Becks erstem Schlagabtausch
das Studio zu verlassen. Wieder was dazugelernt.
Wie gut ist Ihr Kiezdeutsch? In SPON
Sprachbewahrer
kämpfen verbissen gegen Kiezdeutsch. Der Schulhof-Slang verhunzt
unsere Sprache, meinen sie. Alles Quatsch, sagt hingegen die
Sprachforscherin Heike
Wiese.
Denn Kiezdeutsch sei genauso ein Dialekt wie Bayerisch und
Schwäbisch. Könnten Sie auf dem Schulhof mithalten?
Frage
1 von 10
Martin berichtet seinem Kumpel von einem Gespräch mit einem anderen Freund, der eine Lüge über ihn verbreitet hat. Der kann das nicht glauben. Martin bestätigt:
Martin berichtet seinem Kumpel von einem Gespräch mit einem anderen Freund, der eine Lüge über ihn verbreitet hat. Der kann das nicht glauben. Martin bestätigt:
Das
würden Jugendliche so eher nicht sagen. In Kiezdeutsch
ist wallah (aus arabisch "bei Allah") ein
neues Fremdwort, das eine ähnliche Bedeutung hat wie das
jugendsprachliche echt und ebenso zur Bekräftigung
dient. Anders als echt steht wallah als
reguläre Bekräftigungspartikel immer vor oder nach einem Satz, aber
nicht im Mittelfeld des Satzes.
Aus:
Scheiben splittern, und ihr schreit von Friederike Haupt und
Katharina Iskandar
in
FAZ 8.4.2012
… Und
so fuhr Randulf der Kahle, wie der Mann bei Twitter heißt, …
nach Frankfurt. Auf vielen Demos war er schon gewesen, gegen Stuttgart
21, gegen Nazis, gegen das System. Immer im schwarzen Block, immer
vermummt. … Auch in Athen... gingen Menschen gegen den
Kapitaliusmus auf die Straße. 5000 kamen nach Frankfurt. Manche,
weil sie friedlich Kapitalismuskritik üben wollten. Andere wie
Randulf der Kahle, weil sie Randale wollten. … Dieser Tag sei der
Beginn einer neuen antiautoritären Internationalen, rief Jutta
Diotfurth, und sie rief: „Wir scheißen auf den Nationalstaat.“
Dieses Wir, so viel war klar, musste auch die Polizei verachten. …
Denn
inmitten des ausbrechenden Chaos wurde der Angriff auf einen
Polizisten geplant. Ausgerechnet auf den Beamten, der der
Verbindungsmann war zwischen dem Anmelder der Demonstration und der
Einsatzleitung der Polizei. Er trug Uniform, aber keine
Schutzkleidung. Etwa zewhn Demonstranten waren es, die sich aus dem
Zug lösten und sich in einem unbeobachteten Moment auf den Beamten
stürzten. … Der Beamte kam mit schwerem Bauchtrauma auf die
Intensivstation. Seine Augen werden vielleicht immer beschädigt
bleiben, sagen die ärzte. …
Der
Student bezeichnet sich selbst als Pazifisten, geschlagen habe er
sich zuletzt im Kindergarten. Zur Demo fuhr er mit ein paar Freunden
im Auto: bunt gekleidet,denn sie wollten als Samba-Gruppe mitlaufen.
„Für bessere Medienbilder“, sagt er. ..Inzwischen ist sein Ziel
die Überwindung des Kapitalimus. Einen Masterplan habe er dafür
aber nicht. Jedenfalls will er Gewalt … nicht verurteilen. Das
System gebe sich eben nicht kampflos geschlagen. … Sechs Stunden
habe er im Kessel gestanden... Er sei jetzt noch viel wütender auf
die „Bullen“ als vor der Demo, sagt der junge Mann. Es klingt so,
als sei ihm nach Rache.
aus: NRW-Wahl entscheidet mit über die Zukunft Europas von Clemens Wergin
in
Die Welt 31.03.12
Möglicherweise
werden wir Mitte Mai in einem komplett neuen Europa aufwachen – und
die Rückkehr der Euro-Krise erleben. Am 6. Mai könnten die
Franzosen sich laut Umfragen für den Sozialisten François Hollande
entscheiden, der den Stabilitätspakt neu verhandeln will, von
Reformen nichts hält und der ohnehin an mangelnder
Wettbewerbsfähigkeit leidenden französischen Wirtschaft den Rest
geben wird.
Wahrscheinlich
werden am selben Tag in Griechenland bei der Parlamentswahl radikale
Parteien von links und rechts kräftig zulegen, die noch
verantwortungsloser sind, als man es von den alten griechischen
Volksparteien gewohnt war.
Und
dann steht am 13. Mai die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen an.
Wenn man den Umfragen glauben darf, könnte „Deutschlands
Schuldenkönigin“ Hannelore Kraft erneut eine Mehrheit gewinnen –
und so beweisen, dass man auch hierzulande mit fröhlichem
Ausgabenpopulismus Wahlen gewinnen kann. Die drei Urnengänge
zusammengenommen könnten den Euro zum Scheitern bringen.
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