My
Way
Frank
Sinatra, 1969
(Paul
Anka, 1968 /
Claude
François,
Jacques
Revaux
und
Gilles
Thibault, 1967)
Wenn
die Kerze des Lebens herunter gebrannt ist und die Schatten länger
werden, kommt es wohl dazu, dass manch einer Bilanz zieht. So wie der
Mann, der uns in Frank Sinatras Welterfolg "My Way" davon
erzählt, wie er sein Leben gemeistert hat. Gleich zu Beginn macht er
deutlich, dass er nicht drum herum reden möchte, "My friend,
I'll say it clear, I'll state my case of which I'm certain."
Zweifel, so sagt er gleich, sind nicht zulässig. So bestimmt und
bestimmend, wie er sein Leben gelebt hat, so klar und kompromisslos
fällt seine Bilanz am Ende aus.
Der Titel des Liedes ist mehr als Programm: „My Way“ singt er und meint dies auch so. Dies nämlich ist seine Folgerung aus allem, was er in der Welt erlebt hat, er hat es immer auf seine Weise getan, nach seinen Maßstäben gehandelt und die Konsequenzen ertragen, egal wie hart sie waren: "The record shows I took the blows."
Der Titel des Liedes ist mehr als Programm: „My Way“ singt er und meint dies auch so. Dies nämlich ist seine Folgerung aus allem, was er in der Welt erlebt hat, er hat es immer auf seine Weise getan, nach seinen Maßstäben gehandelt und die Konsequenzen ertragen, egal wie hart sie waren: "The record shows I took the blows."
Abwägen, zurückweichen, die Folgen des eigenen Handelns ernsthaft
bedenken, war wohl seine Sache nicht, er besann sich immer auf das,
was er sicher besaß: sich selbst, seine Tatkraft, seinen Mut und
seine Entschlossenheit. Vor allem aber seinen Stolz, "to say the
things he truly feels and not the words of one who kneels."
Diese Einstellung hat ihn am Ende stolz gemacht auf eben diese
Einstellung und er wiederholt es immer wieder, "I did it my
way." Aber es hat ihn auch einsam gemacht. Und dennoch bedauert er nichts, "too few to mention."
"I find it all so amusing"
In
keiner Zeile wird ein Mensch erwähnt, der ihm nahe stünde, keine
Frau, kein Freund, kein Kind, niemand: "I've loved, I've laughed
and cried. I've had my fill, my share of losing" bekennt er, so
gewonnen wie zerronnen, und er folgert "and now as tears
subside, I find it all so amusing." Angesichts des Endes, seines
final curtains will er also in der Rückschau auf sein Leben über
all das, was ihm im Umgang mit Menschen geschehen ist, nur noch
lächeln, er kann sich nur noch darüber amüsieren, wie er geliebt,
gelacht und geweint hat, ohne dass ihm am Ende davon irgendetwas
Nennenswertes geblieben wäre. Sieht so die selbstbewusste Bilanz
eines Siegers aus? Und wessen Tränen sind es, die da fließen? Weint
er sie tatsächlich selbst oder jemand anderes um ihn? Und wenn dies
so sein sollte, wer ist der Freund, vor dem er diese Beichte ablegt
und dessen Tränen ihm offenkundig nur ein lakonisches „my way, not
in a shy way“ entlockt.
Wohin hat ihn sein Weg in all den Jahren geführt? Was steht am Ende dieses Weges, außer der Feststellung, er habe sich nie in die Knie zwingen lassen? Welche Richtung hatte der Weg? Und kannte er sie, als er begann, ihn zu gehen? Ist das die smarte, selbstbewusste Vorgehensweise eines lebensklugen Mannes, der die Richtung selbstbestimmt und weiß, wo er hin will? Und der dann Korrekturen vornimmt, wenn er feststellt, dass er die gewünschte Richtung verfehlt? Er sagt uns "But through it all, when there were doubt, I ate it up and spit it out", die rotzige Entschlossenheit also zu ertragen, was da auf ihn zukommen mag, und dann die stolze Wendung "I faced it all and I stood tall and did it my way." Den Dingen die Stirn bieten, koste es, was es wolle, und dann wieder seiner Wege gehen, das war die Methode, mit der unser Sänger / Erzähler sich durchs Leben wohl mehr geschlagen als gelebt hat.
Hemingway's way?
Wer sich derart auf die eigene Durchsetzungskraft und Fähigkeit verlassen muss, allein die Lösung seiner Probleme zu finden, der muss eine Menge von Angriffen, Widernissen, Hindernissen und Problemen erlebt haben. Im Rückblick findet er es zwar amüsant, wie er sich versucht hat zu behaupten, wie er liebte und lachte, aber er hat sich nicht beugen lassen, er hat keine faulen Kompromisse gemacht und kann sich stolz zu sich selbst bekennen. Von Hemingway stammt das Zitat "A man can be defeated, but he cannot be destroyed." Es ist dieser Anflug von absurdem Heroismus, vom völlig irrationalen Selbstbehauptungswillen gegenüber jeglicher Form von Fremdbestimmung, der diesen literarischen Archetyp von Mann hier bestimmt.
Vor allem die amerikanische Literatur, Film und Musik ist voll von diesen männlichen Typen, die ihrem Schicksal ständig hinterher eilen und auf diesem Weg, My Way, keine Rücksicht glauben nehmen zu können, auch wenn sie gar nicht sagen können, wohin sie die nächste Etappe ihres Weges bringen wird. Unser Mann in diesem Song ist als der heldenhafte Verlierer am Ende seines Weges angekommen. Im schwindenden Licht der untergehenden Sonne seines Lebens bleibt er mit leeren Händen zurück. Ein Vorbild für andere? Wohl nur in der Entschlossenheit, den eigenen Weg zu suchen. Ihn aber nicht gemeinsam gehen zu können, dürfte dabei das Schlimmste sein, was einem Mann zustoßen kann.
Wohin hat ihn sein Weg in all den Jahren geführt? Was steht am Ende dieses Weges, außer der Feststellung, er habe sich nie in die Knie zwingen lassen? Welche Richtung hatte der Weg? Und kannte er sie, als er begann, ihn zu gehen? Ist das die smarte, selbstbewusste Vorgehensweise eines lebensklugen Mannes, der die Richtung selbstbestimmt und weiß, wo er hin will? Und der dann Korrekturen vornimmt, wenn er feststellt, dass er die gewünschte Richtung verfehlt? Er sagt uns "But through it all, when there were doubt, I ate it up and spit it out", die rotzige Entschlossenheit also zu ertragen, was da auf ihn zukommen mag, und dann die stolze Wendung "I faced it all and I stood tall and did it my way." Den Dingen die Stirn bieten, koste es, was es wolle, und dann wieder seiner Wege gehen, das war die Methode, mit der unser Sänger / Erzähler sich durchs Leben wohl mehr geschlagen als gelebt hat.
Hemingway's way?
Wer sich derart auf die eigene Durchsetzungskraft und Fähigkeit verlassen muss, allein die Lösung seiner Probleme zu finden, der muss eine Menge von Angriffen, Widernissen, Hindernissen und Problemen erlebt haben. Im Rückblick findet er es zwar amüsant, wie er sich versucht hat zu behaupten, wie er liebte und lachte, aber er hat sich nicht beugen lassen, er hat keine faulen Kompromisse gemacht und kann sich stolz zu sich selbst bekennen. Von Hemingway stammt das Zitat "A man can be defeated, but he cannot be destroyed." Es ist dieser Anflug von absurdem Heroismus, vom völlig irrationalen Selbstbehauptungswillen gegenüber jeglicher Form von Fremdbestimmung, der diesen literarischen Archetyp von Mann hier bestimmt.
Vor allem die amerikanische Literatur, Film und Musik ist voll von diesen männlichen Typen, die ihrem Schicksal ständig hinterher eilen und auf diesem Weg, My Way, keine Rücksicht glauben nehmen zu können, auch wenn sie gar nicht sagen können, wohin sie die nächste Etappe ihres Weges bringen wird. Unser Mann in diesem Song ist als der heldenhafte Verlierer am Ende seines Weges angekommen. Im schwindenden Licht der untergehenden Sonne seines Lebens bleibt er mit leeren Händen zurück. Ein Vorbild für andere? Wohl nur in der Entschlossenheit, den eigenen Weg zu suchen. Ihn aber nicht gemeinsam gehen zu können, dürfte dabei das Schlimmste sein, was einem Mann zustoßen kann.
Auf meiner Beerdigung möchte ich den Song nicht
gespielt wissen.
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