(I can't get no) Satisfaction
Rolling Stones, 1965
Mick Jagger/Keith Richards
Der
Song gilt gemeinhin als eine der Hymnen der Rockgeschichte, die in
den 60ern - lange her, aber immer noch unvergessen - die Revolution
von Politik, Kultur und Leben weltweit bedeuten. Eine Hymne, die aus
einer sehr übersichtlichen Zahl von Worten besteht, dazu einer
Vielzahl von Wiederholungen und relativ bescheidenen Beschreibungen
aus Erlebniswelt eines Sängers / Erzählers, der immer und immer
wieder beteuert, er könne keine Befriedigung erreichen, "I
can't get no satisfaktion." Von diesem Song, so erzählt die
Legende, ging soviel Energie und ansteckende Kraft aus, dass die bis
dahin fast unbekannten Rolling Stones 1965 in kürzester Zeit
weltberühmt und seine Autoren Mick Jäger und Keith Richard zu den
Königen des Rock wurden. Könige des Rock, obwohl sie doch
eigentlich Blues spielen wollten.
http://www.youtube.com/watch?v=m6Ts8XS_UO4
I can't get no satisfaction
Jagger
und Richards hatten hart für den Erfolg gearbeitet. Sie schrieben
den Song zu einer Zeit, als Bob Dylan den klassischen Folk zur
Begleitmusik einer Revolte gemacht hatte, die er selber gar nicht
wollte. Als die freundlichen Beatles mit anfangs völlig harmlosen
Liedchen ihren Erfolgszug um die Welt begannen, spielten die Stones
ihren Blues und bereiteten sich darauf vor, irgendwann einmal die
rebellische Antwort auf die angepassten Beatles zu werden. Und
"Satisfaction" war die Antwort auf das "She Loves you
Yeah Yeah" und "I Wanna Hold your Hand" der Fab 4. Der
Songtext selbst scheint auf den ersten Blick nicht dazu angehalten,
irgendeine rebellische Antwort auf irgendwas zu sein. Zu einem der
bekanntesten Gitarrenriffs der Rockgeschichte setzen die Stones mit
der Feststellung ein "I can't get no satisfaction",
wiederholen dies ständig und beteuern, dass dies so sei, "'Cause
I try, 'cause I try."
I got the blues
Und obwohl anderslautende Meldungen etwas Anderes besagen, ist der ausschließliche Bezug auf das sexuelle Bedürfnis des Mannes in diesem Song keineswegs so eindeutig und ausschließlich. Vielmehr deutet die mit der Schilderung des entnervenden Radioempfangs beginnende Aufzählung verschiedener frustrierender Wahrnehmungen darauf hin, dass sich die allgemeine Unzufriedenheit mit den Weltläuften immer wieder mischt mit diesem unbefriedigten Urtrieb. Offen bleibt, ob die Wendung "I can get no satisfaction" gleich zu setzen wäre mit der alten Formel "I got the blues."
When I'm drivin' in my car
And the man comes on the radio
He's tellin' me more and more
About some useless information
Supposed to drive my imagination
Die ganze Welt, hier verkörpert durch den Radiosprecher, ist eine insgesamt sinnlose Veranstaltung, die eigentlich den autofahrenden Zuhörer ablenken soll, ihn vielleicht sogar manipulieren soll. Der Fahrer möchte sich aber nicht von sinnlosen Informationen beeinflussen lassen, denn sein Problem besteht offenbar einzig und allein darin, durch nichts und wieder nichts befriedigt zu werden, beziehungsweise frustriert zu bleiben. Explizit erwähnt der Sänger nicht, weshalb er nun genau unfähig ist, Satisfaction zu erlangen. In der Spannung zwischen dem unruhigen Herumsuchen, dem nervösen Beobachten der Umgebung aus dem Auto heraus und seinem Verlangen nach Befriedigung gewinnt der Song eine breitere Grundlage für die Ursachenforschung des Ist-Zustandes des Sängers. Sowohl die Umwelt wie auch sein Verlangen nach Sex setzen den Mann in Bewegung und machen ihn in seinen Handlungen und Reaktionen möglicherweise unberechenbar und sogar gefährlich.
TV- und Radio-Gaga
Kurz erlaubt sich der Sänger einen Seitenhieb auf all die Werber und Propagandisten der Warenwelt, die ihm weiß machen wollen, welches Waschmittel er nutzen muss, um ein weißeres Hemd tragen zu können:
I got the blues
Und obwohl anderslautende Meldungen etwas Anderes besagen, ist der ausschließliche Bezug auf das sexuelle Bedürfnis des Mannes in diesem Song keineswegs so eindeutig und ausschließlich. Vielmehr deutet die mit der Schilderung des entnervenden Radioempfangs beginnende Aufzählung verschiedener frustrierender Wahrnehmungen darauf hin, dass sich die allgemeine Unzufriedenheit mit den Weltläuften immer wieder mischt mit diesem unbefriedigten Urtrieb. Offen bleibt, ob die Wendung "I can get no satisfaction" gleich zu setzen wäre mit der alten Formel "I got the blues."
When I'm drivin' in my car
And the man comes on the radio
He's tellin' me more and more
About some useless information
Supposed to drive my imagination
Die ganze Welt, hier verkörpert durch den Radiosprecher, ist eine insgesamt sinnlose Veranstaltung, die eigentlich den autofahrenden Zuhörer ablenken soll, ihn vielleicht sogar manipulieren soll. Der Fahrer möchte sich aber nicht von sinnlosen Informationen beeinflussen lassen, denn sein Problem besteht offenbar einzig und allein darin, durch nichts und wieder nichts befriedigt zu werden, beziehungsweise frustriert zu bleiben. Explizit erwähnt der Sänger nicht, weshalb er nun genau unfähig ist, Satisfaction zu erlangen. In der Spannung zwischen dem unruhigen Herumsuchen, dem nervösen Beobachten der Umgebung aus dem Auto heraus und seinem Verlangen nach Befriedigung gewinnt der Song eine breitere Grundlage für die Ursachenforschung des Ist-Zustandes des Sängers. Sowohl die Umwelt wie auch sein Verlangen nach Sex setzen den Mann in Bewegung und machen ihn in seinen Handlungen und Reaktionen möglicherweise unberechenbar und sogar gefährlich.
TV- und Radio-Gaga
Kurz erlaubt sich der Sänger einen Seitenhieb auf all die Werber und Propagandisten der Warenwelt, die ihm weiß machen wollen, welches Waschmittel er nutzen muss, um ein weißeres Hemd tragen zu können:
When
I'm watchin' my TV
And a man comes on and tells me
How white my shirts can be
But he can't be a man 'cause he doesn't smoke
The same cigarettes as me
Ironisch stellt er fest, dass ein Werber, der noch nicht einmal dieselbe Zigarettenmarke wie er raucht, kein echter Mann sein kann. Damit nutzt er die Logik der Konsumangebote, die er gegen diejenigen wendet, die ihm ihre Logik aufzwingen wollen. Aufzwingen wollen, obwohl er doch mehr daran interessiert ist, Mädchen kennenzulernen. Und eben das gelingt ihm nicht, jetzt nicht.
And a man comes on and tells me
How white my shirts can be
But he can't be a man 'cause he doesn't smoke
The same cigarettes as me
Ironisch stellt er fest, dass ein Werber, der noch nicht einmal dieselbe Zigarettenmarke wie er raucht, kein echter Mann sein kann. Damit nutzt er die Logik der Konsumangebote, die er gegen diejenigen wendet, die ihm ihre Logik aufzwingen wollen. Aufzwingen wollen, obwohl er doch mehr daran interessiert ist, Mädchen kennenzulernen. Und eben das gelingt ihm nicht, jetzt nicht.
Aber es konnte sich auch nur um eine kurzfristige Pechsträhne handeln, denn
When I'm ridin' round the world
And I'm doin' this and I'm signing that
And I'm tryin' to make some girl
Who tells me baby better come back, maybe next week
'Cause you see I'm on losing streak
Das heißt, der Erzähler ist rund um die Welt im Einsatz, an Gelegenheiten Mädchen kennenzulernen fehlt es ihm nicht, aber sein derzeitiges Pech verhindert, dass er seine Befriedigung genießen kann. Hier spricht ein erfahrener Womanizer oder erwachsener Mann über seine gegenwärtig entnervend frustrierende Situation, in der ihn so gut wie alles nervt und frustriert. Der wiederkehrende Ausruf "I can't get no" ist deshalb nicht ausschließlich auf Sex und Sinnlichkeit ausgerichtet.
I got my mojo running?
Er
trifft vielmehr einen alles umfassenden Gesamtzustand der
Gesellschaft, in der nichts als Langeweile, kommerzielle Anmache und
ständige Wiederholung den Alltag bestimmen. Vor dem
zeitgeschichtlichen Hintergrund und dem sich damals mehr und mehr
sexuell aufladenden Zeitgeist der 60er mag die Zuhörerschaft die
eindeutige Ansage herausgehört haben, es ginge künftig vor allem um
sexuellen Triebabbau und Steigerung des libidinösen Erlebens. Der
Text selbst allerdings gibt diese Verengung nicht recht her. Dazu
fehlen entsprechende sexuelle Anspielungen, Symbole, sprachliche
Wendungen wie sie im Blues Verwendung finden, etwa wenn Muddy Waters
singt, "I got my mojo running."
Vom Auftritt der Stones im Londoner Hyde Park Ende der 60er Jahre geht die Sage, dass sie es in der Hand gehabt hätten, die Massen zum Protest auf die Straßen zu schicken, wie sie es in ihrem Song "Street Fighting Man" beschrieben haben. Oder etwa doch nicht? Ein Fall, der zu prüfen wäre. Die Sage jedoch besagt, die Stones hätten es schlicht nicht gewollt oder bemerkt, wie sehr sie die Massen im Griff hatten. Mag sein, dass dies auch ganz ähnlich für die Wirkungsabsicht von "Satisfaction" gegolten hat.
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