Montag, April 09, 2012

Gelesen, verstanden, notiert 4


Aus dem Zusammenhang gerissen...

aus: Günter Grass – Nicht ganz dicht, aber ein Dichter von Henryk Broder

In Die Welt 4.4.2012
Der unbefangene Leser könnte auf die Idee kommen, Grass wolle endlich erklären, warum er sein Gastspiel bei der Waffen-SS so lange verschwiegen hat. Aber dem ist nicht so. Über diese Phase seines Lebens ist der dichtende Moralist längst hinaus. Diesmal geht es ihm um mehr, um das nackte Überleben:


"Warum schweige ich, verschweige zu lange, was offensichtlich ist und in Planspielen geübt wurde, an deren Ende als Überlebende wir allenfalls Fußnoten sind."

Grass bricht sein Schweigen, weil er nicht noch einmal mitschuldig werden möchte, weil er "der Heuchelei des Westens überdrüssig" ist und hofft, man möge sich vom erzwungenen Schweigen befreien, den Verursacher der Gefahr zum Verzicht auf Gewalt auffordern und darauf bestehen, dass eine unbehinderte und permanente Kontrolle des israelischen atomaren Potenzials und der iranischen Atomanlagen durch eine internationale Instanz von den Regierungen beider Länder zugelassen wird. …
Grass hatte schon immer ein Problem mit Juden, aber so deutlich wie in diesem "Gedicht" hat er es noch nie artikuliert. In einem Interview mit "Spiegel Online" im Oktober 2001 sagte er, wie er sich die Lösung der Palästina-Frage vorstellt: "Israel muss nicht nur besetzte Gebiete räumen. Auch die Besitznahme palästinensischen Bodens und seine israelische Besiedlung ist eine kriminelle Handlung. Das muss nicht nur aufhören, sondern rückgängig gemacht werden. Sonst kehrt dort kein Frieden ein."

aus: Es musste gesagt werden ein Debattenbeitrag von Jakob Augstein

In Spon 6.4.2012
Ein großes Gedicht ist das nicht. Und eine brillante politische Analyse ist es auch nicht. Aber die knappen Zeilen, die Günter Grass unter der Überschrift "Was gesagt werden muss" veröffentlicht hat, werden einmal zu seinen wirkmächtigsten Worten zählen. Sie bezeichnen eine Zäsur. Es ist dieser eine Satz, hinter den wir künftig nicht mehr zurückkommen: "Die Atommacht Israelgefährdet den ohnehin brüchigen Weltfrieden." Dieser Satz hat einen Aufschrei ausgelöst. Weil er richtig ist. Und weil ein Deutscher ihn sagt, ein Schriftsteller, ein Nobelpreisträger, weil Günter Grass ihn sagt. Darin liegt ein Einschnitt. Dafür muss man Grass danken. Er hat es auf sich genommen, diesen Satz für uns alle auszusprechen. Ein überfälliges Gespräch hat begonnen.
Es ist ein Krieg, der die Welt in den Abgrund stürzen kann. Wenn ein Deutscher davon spricht, muss so ein Gespräch auch von Deutschland handeln, und von der deutschen Verantwortung. Es gibt da Gesetzmäßigkeiten. Grass wusste, dass man ihn als Antisemit beschimpfen würde. Das ist das geläufige Risiko eines deutschen Israel-Kritikers. "Politisch korrektenAntisemitismus" hat ihm auch gleich Mathias Döpfner vorgeworfen, Chef des Springer Verlags, der sich im Besitz der Deutungshoheit über das deutsch-israelische Verhältnis wähnt. Und auch, dass man ihm gleich einen Platz im Reha-Zentrum deutsche Geschichte zuweisen würde, Abteilung Walser, Flur für geriatrische Flakhelfer, auch damit musste Grass rechnen.
Aber Grass ist weder Antisemit noch ein deutscher Geschichtszombie. Grass ist Realist. Er prangert das nukleare Potential Israels an, das "keiner Prüfung zugänglich ist". Er beklagt die deutsche Rüstungspolitik, die ein weiteres nuklearwaffenfähiges U-Boot nach Israel liefert. Und er wendet sich voll Überdruss von der "Heuchelei des Westens" ab, die - das muss er gar nicht ausführen - seit jeher Richtschnur unseres Handelns im Nahen Osten ist, von Algerien bis Afghanistan.
Helmut Schmidt hat dazu gesagt, für Israels Sicherheit mitverantwortlich zu sein, sei eine "gefühlsmäßig verständliche, aber törichte Auffassung, die sehr ernsthafte Konsequenzen haben könnte." Wenn es zum Krieg zwischen Israel und Iran käme, "dann hätten nach dieser Auffassung die deutschen Soldaten mitzukämpfen". Die Israelis halten Deutschland seitdem neben den USA für das einzige Land, auf das sie sich verlassen können.


aus Hart, aber fair. Das, was wir tun, tun wir, weil es ein Teil unserer Natur ist
von Marc Felix Serrao in SZ magazin 11.2012


Es gibt Männer, die kotzen beim ersten Mal vor Aufregung. Andere laufen im letzten Augenblick weg, irgendwo in den Wald hinein, und lassen sich danach nie wieder blicken. Und es gibt welche, die trotz weicher Knie weiterkämpfen. Die dürfen, wenn sie später noch können und wollen, zum nächsten Kampf wiederkommen. So einfach ist das. So einfach und so fremd. …
Welche Gruppe verliert, ist allerdings weniger wichtig als die Frage, wie sie verliert, sagt Mirko. »Wer sich nach der ersten Runde noch mal neu aufstellt, obwohl er in Unterzahl ist und vielleicht ’ne gebrochene Nase hat, der hat meinen Respekt.« Es geht nicht um Hass, ergänzt Adrian: »Es geht darum: Bist du ein Krieger, oder bist du keiner?«
Krieger. Ehre. Treue. Tapferkeit. Solche aus der Zeit gefallenen Wörter nehmen beide immer wieder in den Mund. Wer weiß, vielleicht ist das am Ende auch ein Faktor, der mit darüber entscheidet, ob ein Mann für diese Form von Gewalt anfällig ist oder nicht: der Wunsch, ernsthaft an einem Bild von Maskulinität festzuhalten, das in der sogenannten Mehrheitsgesellschaft längst verpönt ist. …
In der Bar neigt sich das Gespräch dem Ende zu. Auch am Nachbartisch ist es still geworden. Vier Mädchen um die zwanzig sitzen dort, mit dezent lackierten Fingernägeln und gebügelten Blusen. Immer wieder haben sie in den vergangenen Stunden zu Mirko und Adrian herübergeschaut, halb neugierig, halb irritiert.

Vielleicht haben die jungen Frauen Wörter aufgeschnappt, die in ihren Ohren exotisch klangen. Pratzentraining. Oder Jochbeinbruch. Vielleicht gefällt ihnen die Aura der beiden: die Ausstrahlung von Männern, die so etwas wie die Feuilletondebatten über richtige und falsche Männlichkeit einfach ignorieren.

Mirko sagt, dass ihm eine Therapeutin mal erklärt hat, seine Liebe zur Gewalt sei eine »seelische Abartigkeit«. Er selbst hält sich trotz der Diagnose für einen verantwortungsvollen und sensiblen Menschen. »Ich weiß ganz genau, was richtig und was falsch ist. Und das, was wir tun, ist auf keinen Fall falsch. Nicht für uns.«

Er überlegt kurz, dann lächelt er: »Ihr müsst ja nicht zuschauen.«



aus Schlachtfeld Frau von Marie Schmidt
in Die Zeit 8.3.2012, Nr. 11


Eines hat der Sache der Frauen in den letzten Jahren auf subtile Art geschadet: die anerzogene Gewohnheit, wenn es Probleme gibt, die Schuld bei sich zu suchen. Es ist beim besten Willen nicht zu übersehen, dass es in Sachen Gleichberechtigung noch sehr viel Anlass gäbe, Streit anzufangen. Aber wie soll man Forderungen stellen, wenn man damit befasst ist, sich zu fragen, ob man dünn und entspannt genug ist? Bekommt man Lust auf Macht, indem man ständig die eigene »Ausstrahlung« überprüft? Wie kann man kämpfen, während man verzagt den eigenen Bauchnabel betrachtet?

Was hat uns bloß so paralysiert?, mag man sich fragen und dabei vielleicht den Fernseher einschalten, wo gerade wieder die einflussreichste Erzählung unserer Zeit über erfolgreiche Weiblichkeit angefangen hat. Sie heißt Germany’s Next Topmodel, es wird die Personality sehr junger Frauen nach der Hurtigkeit bewertet, mit der sie sich den Körpermaßen, Bewegungsabläufen und Vermarktungsstrategien der Modeindustrie anpassen. Die das nicht so gut können, fliegen raus. Das Leistungsideal, das dort repräsentiert wird, ist im Laufe der sieben Jahre, die das Casting läuft, derart prägend gewesen, dass immer öfter Frauen berichten, sie hätten in der Nacht vor einem durchaus ernst zu nehmenden Bewerbungsgespräch ihre akademisch hochgerüsteten Lebensläufe fest umklammert, geträumt, sie müssten im Bikini auf rutschigen Laufstegen vor eine Jury schmieriger Prominenter treten und um ein Foto von sich selbst bitten.

Kurios klingt das doch, vierzig Jahre nachdem Frauen mit der Parole »Mein Bauch gehört mir« die Entscheidungen über ihren Körper der Fremdbestimmung entrissen zu haben glaubten. Und jetzt eine so grausige Rhetorik aus dem Mund einer 25-Jährigen! Laurie Penny, die Autorin von Fleischmarkt. Weibliche Körper im Kapitalismus ist eine britische Bloggerin und Aktivistin. Im Vorwort zu einer Sammlung ihrer Texte schreibt ihr älterer Kollege Warren Ellis, er mache sich immer Sorgen, wenn er auf Twitter sehe, dass Penny unterwegs sei. Unweigerlich sei dann irgendeine Protestaktion im Gange und sie mittendrin. Ist die Frau auf Krawall gebürstet?

Bestimmt, aber sie übertreibt kein bisschen. Ihre Polemik, das schrill Agitatorische, ist vielleicht die einzige Tonlage, in der sie ihre Wunden zeigen kann, für die sie die gesellschaftlichen Verhältnisse verantwortlich macht. Sie nölt nicht an Befindlichkeiten herum, sie kritisiert herrschende Ideologien. Dass dieser Gestus seit geraumer Zeit als altmodisch und spielverderberisch gilt, spricht dafür, dass er so nötig ist wie nie. Es ist befreiend, Laurie Penny zu lesen, denn der entscheidende Vorteil ihrer »materialistischen Sicht auf Geschlecht und Gesellschaft« ist, dass er vor dem ideologischen Trick schützt, der sich in der Aussage verbirgt: Wenn du Schmerzen hast, befrage dich selbst, entspanne, trainiere, organisiere dein Leben. Du kannst alles haben, du musst es nur wollen. Wie es in der Kampagne für Ausbildungsplätze bei McDonald’s heißt: »Häng dich rein und du bekommst hier deine Chance«.


Die Angst der Piraten vor dem eigenen Erfolg Von Annett Meiritz 

In SPON 3.4.2012


 Eine Zahl schreckt die Parteienlandschaft auf. Seit Meinungsforscher den Piraten am Dienstag einen Umfragewert von zwölf Prozent attestierten, überbieten sich Vertreter etablierter Parteien in Attacken gegen die Polit-Neulinge. Doch nicht nur die Profis sind alarmiert. Paradoxerweise sind es die Piraten ebenfalls.

Denn auch wenn Umfragen nur eine Momentaufnahme sind und je nach Institut schwanken - zwölf Prozent an bundesweiter Zustimmung machen ein Szenario, das vor der Saarland-Wahl undenkbar gewesen wäre, plötzlich realistisch: Wäre am kommenden Sonntag Bundestagswahl, säßen die Piraten mit rund 70 Abgeordneten im Bundestag.
"Wir sind in der breiten Masse angekommen", sagt BundeschefSebastian Nerz SPIEGEL ONLINE. Forsa-Chef Manfred Güllner bescheinigt den Piraten, sie seien eine "Volkspartei im Mini-Format". 
Die Piraten eint bislang nur die Vorstellung davon, wie Politik im Idealfall aussehen müsste, von einem konkreten Konzept ist man weit entfernt. "Wir wollen, dass Bürger und Parteimitglieder maximalen Einfluss auf die Entscheidungen von Piraten haben, die im Parlament sitzen", erklärt die Berliner Piratin Julia Schramm, "soweit das im Rahmen eines freien Mandats möglich ist."
Wer am Ende bei einer Abstimmung die inhaltliche Hoheit hat - der Abgeordnete, die Basis, die Teilnehmer einer Bürger-Petition - , und wie man das mit dem Grundgesetz vereinbaren kann, all das sei "noch nicht klar definiert", fügt sie hinzu. "Wir wissen zu diesem Zeitpunkt nicht, wie wir damit in der Praxis umgehen werden." Durch die reale Perspektive eines Bundeserfolgs steige nun der Druck, schnell zu einer Entscheidung zu kommen. "Deshalb sind die zwölf Prozent auch ein Ansporn."


Schlecker und Illner: Meine Tage im Fernsehen von Christopher Lauer 

In FAZ 1.4.2012

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/pirat-christopher-lauer-schlecker-und-illner-meine-tage-im-fernsehen-11704990.html


Sitzen ein Pfarrer, ein Ministerpräsident, ein Bundestagsabgeordneter, ein Landtagsabgeordneter, eine Wirtschaftsverbandsvorsitzende und eine Moderatorin in einem Fernsehstudio und reden über Schlecker. So beginnt kein schlechter Witz, das ist deutsche Fernsehrealität. In der vergangenen Woche fand der Saarland-induzierte Medien-Overkill zur Piratenpartei statt. Höhepunkt am Donnerstag: Bernd Schlömer in der „Phoenix“-Runde, Sebastian Nerz bei Beckmann und ich zuerst bei Maybrit Illner und danach bei Benjamin von Stuckrad-Barre. Wir als Piraten wollen alles anders machen und sitzen brav wie alle anderen in Talkshows, die wir früher weder geguckt haben noch gut fanden. Warum eigentlich? Weil wir der Meinung sind, anders Worthülsen in die Welt blasen zu können als andere? Weil wir zwar keine tagesaktuelle Position zu Schlecker haben, aber das schon irgendwie hinbekommen werden?
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Das Thema der Sendung war übrigens der Schuldenstaat. Mir wurde gesagt, ich solle zu der Forderung der Piraten in Berlin sprechen, der Deutschen Oper die Mittel zu streichen, um damit die freie Berliner Kulturszene zu retten. Ich hätte auch etwas über den Haushalt des Innensenators sagen können und dazu, dass die Polizei im Winter die Berliner Stadtreinigung beauftragen muss, bei Staatsbesuchen den Schnee zu räumen, dass hier also am falschen Ende gespart wird. Wir hätten über Bürgerhaushalte reden können, wie es sie in Solingen, Berlin-Lichtenberg und Münster gibt, wo gemeinschaftlich gespart wird, und dass in dem Moment, wo Bürgerinnen und Bürger entscheiden können, auch die Bereitschaft da ist, es zu tun. Die einzig sinnvolle Variante wäre für mich wahrscheinlich gewesen, direkt zu Anfang einen Kinski zu pullen und nach Becks erstem Schlagabtausch das Studio zu verlassen. Wieder was dazugelernt.


Wie gut ist Ihr Kiezdeutsch? In SPON



Sprachbewahrer kämpfen verbissen gegen Kiezdeutsch. Der Schulhof-Slang verhunzt unsere Sprache, meinen sie. Alles Quatsch, sagt hingegen die Sprachforscherin Heike Wiese. Denn Kiezdeutsch sei genauso ein Dialekt wie Bayerisch und Schwäbisch. Könnten Sie auf dem Schulhof mithalten?
Frage 1 von 10

Martin berichtet seinem Kumpel von einem Gespräch mit einem anderen Freund, der eine Lüge über ihn verbreitet hat. Der kann das nicht glauben. Martin bestätigt:
Das würden Jugendliche so eher nicht sagen. In Kiezdeutsch ist wallah (aus arabisch "bei Allah") ein neues Fremdwort, das eine ähnliche Bedeutung hat wie das jugendsprachliche echt und ebenso zur Bekräftigung dient. Anders als echt steht wallah als reguläre Bekräftigungspartikel immer vor oder nach einem Satz, aber nicht im Mittelfeld des Satzes.



Aus: Scheiben splittern, und ihr schreit von Friederike Haupt und Katharina Iskandar
in FAZ 8.4.2012

Und so fuhr Randulf der Kahle, wie der Mann bei Twitter heißt, … nach Frankfurt. Auf vielen Demos war er schon gewesen, gegen Stuttgart 21, gegen Nazis, gegen das System. Immer im schwarzen Block, immer vermummt. … Auch in Athen... gingen Menschen gegen den Kapitaliusmus auf die Straße. 5000 kamen nach Frankfurt. Manche, weil sie friedlich Kapitalismuskritik üben wollten. Andere wie Randulf der Kahle, weil sie Randale wollten. … Dieser Tag sei der Beginn einer neuen antiautoritären Internationalen, rief Jutta Diotfurth, und sie rief: „Wir scheißen auf den Nationalstaat.“ Dieses Wir, so viel war klar, musste auch die Polizei verachten. …

Denn inmitten des ausbrechenden Chaos wurde der Angriff auf einen Polizisten geplant. Ausgerechnet auf den Beamten, der der Verbindungsmann war zwischen dem Anmelder der Demonstration und der Einsatzleitung der Polizei. Er trug Uniform, aber keine Schutzkleidung. Etwa zewhn Demonstranten waren es, die sich aus dem Zug lösten und sich in einem unbeobachteten Moment auf den Beamten stürzten. … Der Beamte kam mit schwerem Bauchtrauma auf die Intensivstation. Seine Augen werden vielleicht immer beschädigt bleiben, sagen die ärzte. …
Der Student bezeichnet sich selbst als Pazifisten, geschlagen habe er sich zuletzt im Kindergarten. Zur Demo fuhr er mit ein paar Freunden im Auto: bunt gekleidet,denn sie wollten als Samba-Gruppe mitlaufen. „Für bessere Medienbilder“, sagt er. ..Inzwischen ist sein Ziel die Überwindung des Kapitalimus. Einen Masterplan habe er dafür aber nicht. Jedenfalls will er Gewalt … nicht verurteilen. Das System gebe sich eben nicht kampflos geschlagen. … Sechs Stunden habe er im Kessel gestanden... Er sei jetzt noch viel wütender auf die „Bullen“ als vor der Demo, sagt der junge Mann. Es klingt so, als sei ihm nach Rache.

aus: NRW-Wahl entscheidet mit über die Zukunft Europas von Clemens Wergin

in Die Welt 31.03.12




Möglicherweise werden wir Mitte Mai in einem komplett neuen Europa aufwachen – und die Rückkehr der Euro-Krise erleben. Am 6. Mai könnten die Franzosen sich laut Umfragen für den Sozialisten François Hollande entscheiden, der den Stabilitätspakt neu verhandeln will, von Reformen nichts hält und der ohnehin an mangelnder Wettbewerbsfähigkeit leidenden französischen Wirtschaft den Rest geben wird.
Wahrscheinlich werden am selben Tag in Griechenland bei der Parlamentswahl radikale Parteien von links und rechts kräftig zulegen, die noch verantwortungsloser sind, als man es von den alten griechischen Volksparteien gewohnt war.
Und dann steht am 13. Mai die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen an. Wenn man den Umfragen glauben darf, könnte „Deutschlands Schuldenkönigin“ Hannelore Kraft erneut eine Mehrheit gewinnen – und so beweisen, dass man auch hierzulande mit fröhlichem Ausgabenpopulismus Wahlen gewinnen kann. Die drei Urnengänge zusammengenommen könnten den Euro zum Scheitern bringen.


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